Verkehrs- und Mobilitätsforschung

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Verkehr und Mobilität

Unter Verkehr wird die Ortsveränderung von Personen (→ Personenverkehr) und materiellen Gütern (→ Güterverkehr) sowie von Nachrichten, Informationen, Energie und Wasser verstanden. Hier geht es (vor allem) um Personenverkehr, der statistisch in Verkehrsströmen erfasst wird (→ Verkehrsleistung) (Länge der Wege in km, Dauer der Wege in Stunden/Minuten), unterteilt nach der Verkehrsmittelwahl, dem Zweck der Wege, den Wochentagen und über den Tagesverlauf. Zudem wird in Alltagsverkehr und in Urlaubsverkehr unterschieden.

Unter Mobilität wird die Bewegung von Einheiten in einem System verstanden – in diesem Kontext bedeutet das, die Bewegung von Personen im Raum. Dazu bedarf es einer Beweglichkeit (→ Motilität), d.h. der Möglichkeit entscheiden zu können, ob, wann und zu welchem Zweck man sich bewegen möchte oder kann. Diese Entscheidungen hängen zum einen von den Bedingungen des Verkehrssystems selbst, der Siedlungsstruktur, vor allem aber auch den Möglichkeiten der Personen ab (s. Verhaltenskategorien). Dieser Zusammenhang wird im besonderen Maße vom Centre for Mobility Change behandelt.

Verkehrs- und Mobilitätsforschung

Die Verkehrsforschung wurde ursächlich aus Sicht der Ingenieur- und Technikwissenschaften sowie der traditionellen Geographie betrieben. Ein wesentliches Ziel ist dabei, Prognosen über den künftig erwartbaren Verkehr im Rahmen von Modellrechnungen zu erstellen, um daraus Maßnahmen für die Verkehrsplanungen abzuleiten (→ Angebotsplanung). Der daraus abgeleitete Ausbau der Verkehrswege hat jedoch meist zu einem weiteren Verkehrsaufkommen geführt. Aktuell besteht die Herausforderung eher darin, zumindest punktuell einen Rückbau von Verkehrswegen einzuleiten.

Der Forschungsschwerpunkt der Mobilitätsforschung liegt in den Sozialwissenschaften (Soziologie, Psychologie, Humangeographie) mit dem Ziel, das Mobilitätsverhalten von sozialen Gruppen verstehen, erklären und beeinflussen zu können.

Übersicht 1: Verkehrs- und Mobilitätsbegriff – typische Unterscheidungsmerkmale, nach Wilde/Klinger (2017: 7)[1]
Verkehr Mobilität
Bewegung Beweglichkeit
physisch physisch – sozial – kulturell
Distanzen und Wege als zentrale Maßeinheiten Aktivitäten und Erreichbarkeit als zentrale Maßeinheiten
eher aggregiert eher individuell
häufig bauliche, infrastrukturelle und planerische Problemstellungen eher soziale und psychologische Problemstellungen

Verkehrs und Mobilitätsforschung in Österreich

In Österreich wird Verkehrs- und Mobilitätsforschung derzeit im Programm Mobilität der Zukunft gefördert. Wie in der Folge deutlich wird, wird in diesen Programmen der oben beschriebene Unterschied zwischen Verkehr und Mobilität verwischt und meist für beides der eher positiv konnotierte Begriff „Mobilität“ verwendet, auch wenn es beispielsweise um neue Antriebstechnologien oder Ausstattungen von Verkehrsmitteln geht. Dieses Programm setzt den erfolgreichen Weg des Strategieprogramms IV2Splus – Intelligente Verkehrssysteme und -services plus fort. Das Programm unterstützt Forschungsprojekte, die mittel- bis längerfristig wesentliche Lösungsbeiträge für verkehrs- und mobilitätsrelevante gesellschaftliche Herausforderungen erwarten lassen und durch Innovationen bestehende Märkte befruchten bzw. neue Märkte generieren. Durch diese Initiative wird auf das in den Vorjahren entstandene themenspezifische Wissen und auf die Kompetenzen der FTI-Community aufgebaut, ein Fortführungspfad für erfolgsversprechende Initiativen eingerichtet, aber auch der Rahmen für völlig neue Ansätze in diesem Themenbereich eröffnet.

Im Programm Mobilität der Zukunft werden ökonomische, ökologische und soziale Ziele definiert. Das Programm beinhaltet vier Themenfelder mit jeweils unterschiedlichen Herausforderungen und Ausrichtungen:

  • Personenmobilität innovativ gestalten
  • Gütermobilität neu organisieren
  • Fahrzeugtechnologien alternativ entwickeln
  • Verkehrsinfrastruktur gemeinsam entwickeln

Aus dem Blickwinkel der Mobilitätsverhaltensänderung ist das Themenfeld Personenmobilität von besonderem Interesse. In diesem werden prioritär neue Wissensgrundlagen bzw. innovative Produkte und Dienstleistungen in folgenden Forschungsfeldern unterstützt:

  1. Multimodale Lebensstile
  2. Gleichberechtigte Mobilität
  3. Aktive Mobilität

Im März 2020 ist die Zwischenbilanz des Themenfelds Personenmobilität erschienen. In dieser werden die Projekte den Innovationspfaden

  • Angebot
  • Verhalten
  • Planung

zugeordnet beschrieben.

Im Innovationspfad Angebot liegt der Projektschwerpunkt auf neuen Mobilitätsangeboten und den dafür notwendigen Voraussetzungen für Fahrzeuge und Infrastrukturen. Hierunter fallen Projekte zu neuen Fortbewegungsmitteln, neuen Verkehrssystemen und Organisationsformen, Navigation/Begleitung und Assistenz in verschiedenen Bedürfnissen sowie zur Ausstattung des öffentlichen Raumes.

Das Innovationspfad Verhalten fokussiert auf Innovationen, die zu geänderten Verhaltensmustern beitragen, ohne dass dafür Veränderungen des eigentlichen Verkehrs- oder Mobilitätsangebots notwendig sind. Dies beinhaltet das Setzen von Anreizen (Ökonomische Anreize), die Motivation (Motivation, Partizipation und Living Labs) und das Informationsmanagement.

Die Innovationen im Innovationspfad Planung beziehen sich auf die Analyse und Entscheidungsfindung bzw. die dafür notwendigen Grundlagen und Werkzeuge, die wiederum Angebots- als auch Verhaltensinnovationen auslösen können. Sie lassen sich in Planungswerkzeuge und Prozesse sowie Mobilitätsdaten und Planungsgrundlagen zusammenfassen.

Der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) veröffentlicht laufend Statistiken und Analysen zu einer nachhaltigeren Gestaltung des Verkehrs und der Mobilität.

WebLinks

Einzelnachweise

  1. Wilde, M. & Klinger, T. (2017): Integrierte Mobilitäts- und Verkehrsforschung. Zwischen Lebenspraxis und Planungspraxis. In: M. Wilde, M. Gather, C. Neiberger & J. Scheiner (Hg.), Verkehr und Mobilität zwischen Alltagspraxis und Planungstheorie. Ökologische und soziale Perspektiven. Wiesbaden: Springer VS. 5-23.