Freizeit- und Tourismusmobilität: Unterschied zwischen den Versionen

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Das BMK hat Antworten auf die Frage [Wie wird meine Tourismusdestination nachhaltig mobil? Anleitung für Praktikerinnen und Praktiker (bml.gv.at) „Wie wird meine Tourismusdestination nachhaltig mobil?“] für Praktikerinnen und Praktiker“ aufgelegt. Um die Verkehrs- und Mobilitätswende innerhalb des Tourismus zu unterstützen, bietet das BMK im Zuge des Programmschwerpunktes klimaaktiv
 
Das BMK hat Antworten auf die Frage [Wie wird meine Tourismusdestination nachhaltig mobil? Anleitung für Praktikerinnen und Praktiker (bml.gv.at) „Wie wird meine Tourismusdestination nachhaltig mobil?“] für Praktikerinnen und Praktiker“ aufgelegt. Um die Verkehrs- und Mobilitätswende innerhalb des Tourismus zu unterstützen, bietet das BMK im Zuge des Programmschwerpunktes klimaaktiv
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*[https://www.klimaaktiv.at/mobilitaet/mobilitaetsmanagem/freizeit_tourismus/beratungsangebote0/beratungsprogramm.html Beratungs-] und [https://www.klimaaktiv.at/mobilitaet/mobilitaetsmanagem/freizeit_tourismus/beratungsangebote0/foerderungen-mobilitaetsmanagement.html Förderangebote] für Gebietskörperschaften, Betriebe, Vereine und konfessionelle Einrichtungen,
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*Informationen im Rahmen von [https://www.klimaaktiv.at/mobilitaet/mobilitaetsmanagem/kommunalregional/klimaaktiv-mobil-webinarreihe.html webinars] (z.B. seit September 2022) und
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*informiert über ]https://www.klimaaktiv.at/mobilitaet/mobilitaetsmanagem/freizeit_tourismus/Best-Practice-Beispiele.html gute Beispiele].
  
 
==Projekte==
 
==Projekte==

Version vom 23. November 2022, 13:16 Uhr

Der Freizeit- und Tourismusverkehr ist von erhöhter Wichtigkeit; insbesondere in einem so stark vom Tourismus geprägten Land wie Österreich – ökonomisch, und sozial, aber eben auch aufgrund des großen Umfangs Herausforderungen hinsichtlich des Umwelt- und Klimaschutzes. Es ist daher notwendig, die Freizeit- und Tourismusmobilität als komplexe Querschnittsmaterie zwischen Infrastruktur(ausbau), Verkehrsaufkommen, Regulierungen und dem Verhalten der UrlauberInnen zu verstehen und zu beeinflussen, um den Tourismusstandortes Österreich nachhaltiger aufzustellen.

Tourismus als Wirtschafts- und Umweltfaktor

Der Tourismus ist einer der bedeutendsten Wirtschaftszweige Österreichs. Insgesamt gab es im Jahr 2019[1] ca. 152,71 Mio. Nächtigungen in österreichischen Beherbergungsbetrieben; Im Vergleich zum Vorjahr nahmen die Nächtigungen um 2,89 Mio. (+1,9%) zu, was auf Zuwächse sowohl inländischer (+1,4% auf 39,94 Mio.) als auch ausländischer Gästenächtigungen (+2,1% auf 112,76 Mio.) zurückzuführen ist.

Nach Angaben der Statistik Austria erreichten in der Wintersaison (November 2018 bis April 2019 sowohl die Anzahl der Nächtigungen (72,92 Mio.; +1,5% gegenüber Winter 2017/18), als auch jene der Ankünfte (20,41 Mio.; +2,9%) neue Höchstwerte. Der bisherige Nächtigungshöchstwert (71,84 Mio. in der Wintersaison 2017/18) wurde damit um rund 1,1 Mio. Nächtigungen übertroffen. Die Anzahl der Winternächtigungen stieg seit 1999/2000 um 36,5% bzw. um 19,50 Mio. Sowohl die Zahl der inländischen als auch der ausländischen Gästenächtigungen nahm bis zum Winter 2018/19 um 29,7% bzw. 38,6% zu (+3,79 Mio. bzw. +15,71 Mio.).

Die Sommersaison 2019 (Mai bis Oktober) verzeichnete mit insgesamt 78,97 Mio. Nächtigungen ein Plus von 2,9% gegenüber der Sommersaison des Vorjahres. Die Zahl der Ausländernächtigungen stieg um 3,3% auf 55,68 Mio., jene der Inländerübernachtungen um 2,0% auf 23,30 Mio. Damit wurde das knapp 30 Jahre zurückliegende bisherige Rekordergebnis der Sommersaison 1991 (78,12 Mio.) um rund 850.000 Nächtigungen übertroffen. Gleichzeitig erreichte in der abgelaufenen Sommersaison auch die Zahl der Gäste mit 25,59 Mio. (+3,6%) einen neuen Höchstwert. Dazu trugen sowohl die Ankünfte inländischer (+2,9% auf 8,39 Mio.) als auch ausländischer Gäste (+4,0% auf 17,20 Mio.) bei.

Die meisten Nächtigungen wurden von Touristen aus Deutschland gebucht, vor denen aus Österreich, den Niederlanden, Schweiz/Liechtenstein, Großbritannien und Italien. Insbesondere in Tirol, Salzburg, Wien und Vorarlberg gab es – im Sommer und im Winter – aus dem Ausland deutlich mehr Buchungen als aus dem Inland.

Der direkte Wertschöpfungseffekt des Tourismus betrug im Jahr 2019 22,21 Mrd. Euro, der indirekte weitere 8,07 Mrd. Euro. Neben der Bedeutung für Wertschöpfung und Beschäftigung hat ein ungebremstes Tourismus-Wachstum (Massentourismus) häufig jedoch auch unerwünschte soziale und ökologische Folgen.

Für die Querschnittsbranche „Tourismus“ ist eine nachhaltige Entwicklung von höchster Bedeutung. Ressourcen- und Klimaschonung, saubere Luft, Achtsamkeit und Resonanz sind wesentliche Bestandteile eines zukunftsfähigen Tourismus. Damit trägt der Tourismus auch zum Erhalt unserer Lebens- und Naturräume, für den wirtschaftlichen Erfolg als auch für eine generationengerechte Zukunft bei.

Tourismus und Klimawandel

Bis zur tiefgreifenden Veränderung der Mobilität in Allgemeinen und der Tourismusmobilität im Besonderen aufgrund der Maßnahmen zur Bekämpfung der Covid-Pandemie hat sich der Tourismus- und Freizeitverkehr aufgrund der hohen Anteile des Pkw- und die zunehmenden Fernreisen mit dem Flugzeug als besonders umwelt- und klimabelastend herausgestellt. Setzen sich diese Trends nach dem Einbruch 2020/2021 erneut wieder durch, müssen gerade hier kreative Maßnahmen zur Begrenzung der Emissionen umgesetzt werden. Dazu gehört es auch, mehr über die Gründe der Verkehrsmittelwahl der TouristInnen sowie deren Erwartungen an und Kenntnisse über das Mobilitätsangebot in den Feriendestinationen zu erfahren, um entsprechende zielgruppenspezifische Strategien zu entwickeln und Maßnahmen zu setzen.

Tourismus- und Freizeitverkehr

Tourismus ist entsprechend der Definition UNWTO naturgemäß an Verkehr verbunden – als An- und Abreise (überwiegend an den Wochenenden) und im Verkehr vor Ort in den Destinationen. Daraus verstärken sich Umweltprobleme wie Flächenversiegelung durch den Bau von Straßen und Infrastrukturen, die Luftverschmutzung durch den Urlauberreiseverkehr und die Infrastrukturen der Abfall- und Abwasserentsorgung (vor allem in alpinen Orten in Spitzenzeiten der Nächtigungen).

Auch wenn sich zunehmend einige Tourismusregionen zu den Zielen eines „sanften Tourismus“ bekennen, basiert der Tourismusverkehr noch immer überwiegend auf Fahrten mit dem MIV: Im Jahr 2019 reisten 78,7 Prozent der in Österreich lebenden Bevölkerung mit dem eigenen Pkw in das inländische Urlaubsgebiet und rund 15 Prozent nutzten den Zug. Knapp die Hälfte der Gäste aus dem Ausland kamen mit dem eigenen Pkw (45,4%), 37,5 Prozent mit dem Flugzeug und 8,1 Prozent mit dem Zug. Offen bleibt hierbei, wie sich die aus dem Ausland mit dem Flugzeug Angereisten innerhalb Österreichs bewegt haben. In alpinen Regionen ist der Anteil der Pkw-Anreisen noch deutlich höher.

Zur vor Ort Mobilität der Gäste gibt es nur wenige Daten und Untersuchungen ebenso zum An- und Abreiseverkehr von Tagesgästen (Ausflugsverkehr). Hierzu mehr Informationen zu haben wäre wichtig, denn es wird ein großes Potenzial vermutet, die Tourismus- und Freizeitmobilität umweltfreundlicher zu gestalten. Auf dieses Defizit wurde bereits im Jahr 2013 hingewiesen.

Das offizielle Tourismusportal „Urlaub in Österreich“ wirbt auf ihrer Homepage unter „Anreise nach Österreich“ zwar für eine autofreie Anreise: „Das sehr gut ausgebaute öffentliche Verkehrsnetz Österreichs erlaubt es durch Flug-, Bahn- und Busverbindungen (sic!) leicht und schnell innerhalb des Landes von A nach B zu gelangen und verbindet Österreich auch mit dem Rest der Welt.“ Doch direkt darunter wird als Erstes die „Anreise mit Auto und Motorrad“ beschrieben.

Vor dem Hintergrund des in die Bekämpfung des Klimawandels eingebettete Verkehrs- und Mobilitätswende ist es jedoch dringend notwendig, den Tourismus- und Freizeitverkehr innerhalb sowie nach und von Österreich autoärmer zu gestalten. Zudem wird nach Einschätzung des deutschen Zukunftsinstituts die touristische Mobilität „künftig stärker als End-to-End-Leistung verstanden: Wer mitmischen will, muss Kunden die Mühsal der ‚Letzten Meile‘ abnehmen“. Nachhaltige Mobilitätskonzepte werden zunehmend zur Pflichtaufgabe im Tourismus. Dabei geht es nicht darum, ob nachhaltige Mobilitätskonzepte in Destinationen initiiert oder optimiert werden sollen, sondern es geht um das Wie. Nachhaltige Mobilität wird zunehmend mehr die Gesamtattraktivität in Destinationen erhöhen; sie macht erst eine zukunftsgerechte Entwicklung möglich, denn diese wird künftig immer stärker von Gästen erwartet werden.

Wie in allen Umweltthemen spielt auch innerhalb der Tourismus- und Freizeitmobilität der sog. Awareness-Behaviour-Gap eine erhebliche Rolle: Vielen Urlaubs- und Freizeitreisenden sind eine intakte Umwelt und der Klimaschutz sehr wichtig – dennoch nutzen sie mehrheitlich nach wie vor traditionelle fossile Verkehrsmittel. Um diese Werte-Verhaltens-Differenz auszugleichen, reicht es nicht aus, ausschließlich auf pull-Faktoren zu setzen. Hier ist Politik und planende Verwaltung auf allen Ebenen sowie die Tourismusindustrie im weitesten Sinne in der Verantwortung, die Rahmenbedingungen günstiger zu gestalten resp. entsprechenden Verordnungen zu erlassen.

Unterstützen der Verkehrs- und Mobilitätswende im Tourismus

Zu einer autoärmeren, nachhaltigen Tourismus- und Freizeitmobilität können Landesregierungen, zentrale AkteurInnen in Regionen, Beherbergungsbetriebe und Mobilitätsanbietende wichtige Beiträge leisten:

  • Ausbau des Öffentlichen Fernverkehrs (Ziel: 1-Stunden-Takt zwischen den Großstädten, zusätzlich neue Verkehrsführung durch Semmering- und Koralmtunnel von Wien über Graz, Klagenfurt, Villach, Lienz nach Innsbruck/Vorarlberg),
  • Gezielter Ausbau des regionalen öffentlichen Nahverkehrs (Taktanpassungen, erhöhte Taktdichte: 30- bis 20-Minuten-Takt bei S-Bahnen und Busverbindungen),
  • Ergänzung des Linienverkehrs durch ausgeweiteten Bedarfsverkehr (Rufbusse, Sammeltaxis, Ride-Sharing, E-car-sharing, etc.),
  • Verbesserter Ausbau von Rad- und Fußwegen,
  • Angebote des bike-sharing (konventionell, E-bikes, cargo bikes, Mountainbikes, etc.),
  • Zusammenfassen aller Mobilitätsangebote in einer niedrigschwellig vernetzten App, die auch speziell auf Tourismusangebote abzielt,
  • Einrichtung von Mobiltätszentralen (Beispiel: Mobilito für den Pongau) und multimodalen Knoten (MobilityHubs) zur Integration unterschiedlicher Mobilitätsangebote (MaaS),
  • Entwickeln einer digitalen Gästekarte mit integrierten Infos zur Erreichbarkeit der regionalen Ziele mit ÖPNV resp. weiteren Mobilitätsangeboten, Null-Tarif für ÖPNV inkludiert,
  • Sicherstellen des Gepäcktransportes als Tür-zu-Tür Service bzw. zwischen Bahnhof und Unterkunft (als Hotel-Shuttle resp. als Sammeltaxis für kleinere Betriebe in Regie des Ortes) in Kombination mit attraktiven Verleihangeboten für Sportgeräte,
  • Bewerbung der Region für autofreie/-arme Erreichbarkeit und Flexibilität vor Ort – das sollte vor allem als Vorteil auch für die Einheimischen dargestellt und umgesetzt werden.

Klimaaktiv mobil Beratungsprogramm „Mobilitätsmanagement für Tourismus, Freizeit und Jugend“

Das BMK hat Antworten auf die Frage [Wie wird meine Tourismusdestination nachhaltig mobil? Anleitung für Praktikerinnen und Praktiker (bml.gv.at) „Wie wird meine Tourismusdestination nachhaltig mobil?“] für Praktikerinnen und Praktiker“ aufgelegt. Um die Verkehrs- und Mobilitätswende innerhalb des Tourismus zu unterstützen, bietet das BMK im Zuge des Programmschwerpunktes klimaaktiv

Projekte

CargoRider 2

Entwicklung eines neuen, innovativen Mobilitätsangebots zur einfacheren Nutzung von Frachtschiffreisen.

Ziel von CargoRider 2 ist es, das komplette Servicedesign für die Planung und Buchung einer Mitfahrt auf Frachtschiffreisen zu entwickeln, eine prototypische Umsetzung mit den notwendigen Datenschnittstellen zu erstellen und diese anschließend unter Laborbedingungen auf Funktion und Praktikabilität zu testen.

Easy Travel

New mobility concepts in tourism

Ziel von Easy Travel war es, innovative Mobilitätsangebote für einen nachhaltigen Tourismus zu entwickeln. Ein „Rundumsorglospaket“, dass die Anreise mit der Bahn fördert, sollte dafür vor allem Services für den Gepäcktransport und für eine möglichst flexible Vor-Ort-Mobilität enthalten, welche einfach und integriert zu buchen sind.

  1. Die Zahlen danach waren aufgrund der Reisebeschränkungen im Rahmen der Bekämpfung der Corona-Pandemie rückläufig, haben in der jüngsten Zeit wieder steigende Tendenzen, lassen sich aber noch nicht als stabile Trends einordnen, denn es überlagern sich zum einen Nachholeffekte und zum anderen neue, nachhaltigere Tourismusformen (weniger Fliegen, mehr Urlaub im eigenen Land, „sanfter Tourismus, etc.)