Raumentwicklung: Unterschied zwischen den Versionen

Aus CMC Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zeile 4: Zeile 4:
  
 
[[Datei:Palmanova.jpg|200px|thumb|reight|Palmanova, Italien]]
 
[[Datei:Palmanova.jpg|200px|thumb|reight|Palmanova, Italien]]
Bevor Raumentwicklung zum Gegenstand eines institutionalisierten planerischen Instruments unterschiedlicher staatlicher Ebenen wurde, wurde es kaum für erforderlich empfunden, steuernd in die räumliche Nutzungsentwicklung einzugreifen. Dennoch gab es bereits seit der Antike Vorstellungen von „idealen“ Raumstrukturen, die Städte nach sozialutopischen oder ästhetischen Grundsätzen gestalten wollten, meist in Form geometrischer Grundrisse (Schachbrettmuster, konzentrische Ringe oder Sternformen, z.B. Palmanova) mit klaren Funktionszuordnungen innerhalb des Raumes. In den meisten Fällen stellten die Entwürfe eine Umsetzung von Ideen zu wirtschaftlicher, gesellschaftlicher oder politischer Organisation dar, etwa barocke Residenzstädte mit städtebaulichen Achsen und Dominanten als Abbild der absolutistischen Regierungsform (z.B. Karlsruhe, Mannheim), oder sozialreformerische Gartenstädte erdacht von Ebenezer Howard, welche jedoch nur teilweise umgesetzt wurden. Einen umfassenden Einblick in die Evolution räumlicher Planungsideale erhält man durch die Chronologie der internationalen Planungsgeschichte seit dem frühen 18. Jhd.<ref>[http://www-personal.umich.edu/~sdcamp/timeline.html Campbell, S. (2020): Planning History Timeline: a Selected Chronology of Events. University of Michigan, online, laufende Aktualisierung.]</ref> sowie der einflussreichsten Planungstheoretiker<ref>[http://www-personal.umich.edu/%7Esdcamp/up650/urbantheoristtimeline.pdf Campbell, S. (2019): Urban theorist timeline. University of Michigan, online, laufende Aktualisierung.]</ref>. Da es in diesen Ansätzen meist keine besonderen Risiken von konkurrierenden Raumansprüchen, etwa zwischen Verkehrsflächen und anderen Nutzungen, und auch das bestehende Verkehrsaufkommen bis ins 19. Jhd. noch kaum Konflikte hervorrief, erhielt die Rolle des Verkehrs in diesen Idealvorstellungen noch wenig Beachtung, und begann erst mit dem Beginn der Industrialisierung an Bedeutung zu gewinnen.  
+
Bevor Raumentwicklung zum Gegenstand eines institutionalisierten planerischen Instruments unterschiedlicher staatlicher Ebenen wurde, wurde es kaum für erforderlich empfunden, steuernd in die räumliche Nutzungsentwicklung einzugreifen. Dennoch gab es bereits seit der Antike Vorstellungen von „idealen“ Raumstrukturen, die Städte nach sozialutopischen oder ästhetischen Grundsätzen gestalten wollten, meist in Form geometrischer Grundrisse (Schachbrettmuster, konzentrische Ringe oder Sternformen, z.B. Palmanova) mit klaren Funktionszuordnungen innerhalb des Raumes. In den meisten Fällen stellten die Entwürfe eine Umsetzung von Ideen zu wirtschaftlicher, gesellschaftlicher oder politischer Organisation dar, etwa barocke Residenzstädte mit städtebaulichen Achsen und Dominanten als Abbild der absolutistischen Regierungsform (z.B. Karlsruhe, Mannheim), oder sozialreformerische Gartenstädte erdacht von Ebenezer Howard, welche jedoch nur teilweise umgesetzt wurden. Einen umfassenden Einblick in die Evolution räumlicher Planungsideale erhält man durch die Chronologie der internationalen Planungsgeschichte seit dem frühen 18. Jhd.<ref>[http://www-personal.umich.edu/~sdcamp/timeline.html Campbell, S. (2020): Planning History Timeline: a Selected Chronology of Events. University of Michigan, online, laufende Aktualisierung.]</ref> sowie der historischen Abfolge der einflussreichsten Planungstheoretiker<ref>[http://www-personal.umich.edu/%7Esdcamp/up650/urbantheoristtimeline.pdf Campbell, S. (2019): Urban theorist timeline. University of Michigan, online, laufende Aktualisierung.]</ref>. Da es in diesen Ansätzen meist keine besonderen Risiken von konkurrierenden Raumansprüchen, etwa zwischen Verkehrsflächen und anderen Nutzungen, und auch das bestehende Verkehrsaufkommen bis ins 19. Jhd. noch kaum Konflikte hervorrief, erhielt die Rolle des Verkehrs in diesen Idealvorstellungen noch wenig Beachtung, und begann erst mit dem Beginn der Industrialisierung an Bedeutung zu gewinnen.  
 
[[Datei:Futurama.jpg|200px|thumb|reight|Futurama: "To New Horizons", Weltausstellung 1939]]
 
[[Datei:Futurama.jpg|200px|thumb|reight|Futurama: "To New Horizons", Weltausstellung 1939]]
  

Version vom 27. Mai 2020, 18:03 Uhr

Die Existenz eines Raumes, in dem Objekte und Lebewesen sich befinden und bewegen, wird von Menschen im Allgemeinen als selbstverständlich vorausgesetzt. Jede Person nimmt den Raum um sich herum wahr, bewegt sich durch diesen Raum und orientiert sich darin mit verschiedenen Hilfsmitteln. Unser Agieren im Raum ist dabei bestimmt durch die Lage der verschiedenen Aktivitäten (z.B. Wohnen, Arbeiten, Einkaufen, Sport), durch die Verbindungen zwischen diesen Aktivitäten (Infrastruktur, Verkehrsmittel), und der jeweiligen Nutzbarkeit dieser Verbindungen (individuelle Verfügbarkeit von Verkehrmitteln, Nutzungbarrieren; siehe Ungleichheiten). Raum und Verkehr sind dadurch eng miteinander verbunden.

Historische Zusammenhänge zwischen Raumentwicklung und Verkehr

Palmanova, Italien

Bevor Raumentwicklung zum Gegenstand eines institutionalisierten planerischen Instruments unterschiedlicher staatlicher Ebenen wurde, wurde es kaum für erforderlich empfunden, steuernd in die räumliche Nutzungsentwicklung einzugreifen. Dennoch gab es bereits seit der Antike Vorstellungen von „idealen“ Raumstrukturen, die Städte nach sozialutopischen oder ästhetischen Grundsätzen gestalten wollten, meist in Form geometrischer Grundrisse (Schachbrettmuster, konzentrische Ringe oder Sternformen, z.B. Palmanova) mit klaren Funktionszuordnungen innerhalb des Raumes. In den meisten Fällen stellten die Entwürfe eine Umsetzung von Ideen zu wirtschaftlicher, gesellschaftlicher oder politischer Organisation dar, etwa barocke Residenzstädte mit städtebaulichen Achsen und Dominanten als Abbild der absolutistischen Regierungsform (z.B. Karlsruhe, Mannheim), oder sozialreformerische Gartenstädte erdacht von Ebenezer Howard, welche jedoch nur teilweise umgesetzt wurden. Einen umfassenden Einblick in die Evolution räumlicher Planungsideale erhält man durch die Chronologie der internationalen Planungsgeschichte seit dem frühen 18. Jhd.[1] sowie der historischen Abfolge der einflussreichsten Planungstheoretiker[2]. Da es in diesen Ansätzen meist keine besonderen Risiken von konkurrierenden Raumansprüchen, etwa zwischen Verkehrsflächen und anderen Nutzungen, und auch das bestehende Verkehrsaufkommen bis ins 19. Jhd. noch kaum Konflikte hervorrief, erhielt die Rolle des Verkehrs in diesen Idealvorstellungen noch wenig Beachtung, und begann erst mit dem Beginn der Industrialisierung an Bedeutung zu gewinnen.

Futurama: "To New Horizons", Weltausstellung 1939

Mit dem zunehmenden Aufschwung des Automobils in der ersten Hälfte des 20. Jhds. und der damit einhergehenden Technologiebegeisterung entwickelte sich schließlich auch ein spezieller Fokus auf die Rolle des Verkehrs in der idealen Stadtgestaltung. Ein bekanntes Beispiel ist der Entwurf der "Ville Contemporaine" von Le Corbusier aus dem Jahr 1922, der sich bereits stark an den Erfordernissen des ungestörten Automobilverkehrs und starker Trennung der einzelnen Verkehrsströme orientiert, um höchstmögliche Geschwindigkeiten zu erzielen. Spätestens der aufwändig gestaltete Pavillon von General Motors bei der Weltausstellung 1939 in New York verdeutlichte das neue moderne Ideal der autogerechten Stadt: "Here is an American city, replanned around a highly developed, modern traffic system."[3]

In der Nachkriegszeit während des Wiederaufbaus der Wirtschaft kam es dann zu einem rasanten Aufschwung des Motorisierungsgrads in der Bevölkerung und einer raschen Erweiterung der Straßeninfrastruktur, um der ständig wachsenden Nachfrage nachzukommen. Der Fokus der Verkehrspolitik lag daher auch in Österreich auf dem Straßenausbau sowie der Schaffung neuer Arbeitsplätze in diesem Wachstumsmarkt. Nachfrage und Straßenkapazität schaukelten sich dabei gegenseitig auf, da mehr Infrastruktur neuen Verkehr erzeugte, wodurch die Kapazitätsgrenze angesichts des Verkehrswachstums wieder erhöht werden musste.[4]. Die im nachfolgenden Zeitverlauf erstellten nationalen Planungsstrategien spiegeln dann den Verlauf der Schwerpunktsetzung in der österreichischen Verkehrspolitik wieder[5]. Standen im ersten Gesamtverkehrsplan 1968 und den folgenden „Dringlichkeitsreihungen“ noch Infrastrukturmaßnahmen und „nachfrageorientierte“ Politik im Mittelpunkt, kam es – nicht zuletzt in Folge der Ölpreisschocks in den 70er Jahren – zu einer Umorientierung und ersten Umweltschutzanliegen. Das Österreichische Gesamtverkehrskonzept 1991 zeigte bereits ein deutlich stärkeres Umweltbewusstsein und setze Ziele in Richtung Vermeidung unnötigen Verkehrs, Förderung umweltfreundlicher Verkehrsmittel, Partizipation und neueste Technologien. Der 2002 folgenden Generalverkehrsplan Österreich setzte auch wieder auf ökonomische Ziele (Wettbewerbsfähigkeit, Standortqualität, rasche Implementierung, Sicherheit, Nachhaltigkeit), bis schließlich der Gesamtverkehrsplan für Österreich 2013 seine Ziele in Richtung integrierte, multimodale, nachfragebeeinflussende Strategien ausrichtete (sozial – sicher – umweltfreundlich - effizient).

Für die nächste Strategieperiode der nationalen Verkehrspolitik ist zu erwarten, dass der Klimawandel im Zentrum der Zielsetzungen steht, und dass darin noch stärkere Maßnahmen für die Mobilitätswende vorgesehen werden, um den Trend der Verkehrsentwicklung endlich umzukehren. Dies muss mit den Zielsetzungen Raumordnung und Raumplanung harmonisiert werden, um eine ausgeglichene Nutzung des begrenzten Guts „Boden“ für unterschiedliche Grundfunktionen (Wohnen, Verkehr, Arbeit, Freizeit, Versorgung, Kultur, Produktion etc.) bestmöglich zu erreichen und gleichzeitig Umwelt und Natur zu schonen.

Raumplanung als Instrument der Raumentwicklung

Die Raumplanung befasst sich mit der Gestaltung des gegebenen, von Menschen in Anspruch genommenen und genutzten physischen Raumes, sowie mit der Analyse und Begleitung raumbezogener Entwicklungen. Vorgegebene, durch Planung geordnete Raumstrukturen bilden das Bezugssystem, in dem Menschen leben und handeln.

Allerdings folgt die Raumentwicklung nicht nur einer gezielten Gestaltung der Raumstruktur, sondern auch politischen und gesellschaftlichen Trends. Das innerhalb der letzten hundert Jahre erfolgte rasante Wachstum der Mobilität ermöglichte Reisen mit Geschwindigkeiten und einer Häufigkeit, welche noch vor drei Generationen undenkbar gewesen wären. Dies bedingt allerdings auch einen deutlichen Zuwachs der zurückgelegten Distanzen, des damit verbundenen Ressourcenverbrauchs (Material, Energieträger, Fläche) aber auch eine „Verinselung“[6] des Raums durch eine zunehmende Entflechtung von Flächennutzungen. Lebensgrundfunktionen (z.B. Arbeiten, Wohnen, Freizeit) rückten räumlich immer weiter auseinander, wodurch immer mehr Verkehr erzeugt wurde[7]. Eine weitere Entwicklung, die die Raumentwicklung stark beeinflusst, ist der wachsende Anteil an Single-Haushalten und der Trend zu größeren Wohnflächen pro Person, besonders beflügelt durch den lange bestehenden österreichischen „Wohntraum“ vom eigenen Haus im Grünen. Dies alles führt zu einem enormen Flächenverbrauch für Wohnraum und dessen Erschließung bis in die entferntesten Gebiete, mit entsprechenden Belastungen für die Umwelt. Die Belastungen betreffen aber auch die Mobilität der ‚Menschen, da vor allem im ländlichen Raum Nahversorgung und öffentliche Verkehrsangebote durch die abnehmende Siedlungsdichte unrentabel und ausgedünnt werden und die Bevölkerung keine Alternative mehr zum Auto wahrnimmt[8].

Zielsetzungen in der Raumentwicklung

Coming-soon.png

Wechselwirkungen Raum-Verkehr

Coming-soon.png

Mobilitätssparende Raumstrukturen

Coming-soon.png

Quellen