Mobilität & COVID-19

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In der Corona-Krise hat sich das Mobilitätsverhalten gezwungenermaßen stark verändert[1]. Die mittel- bis langfristigen Wirkungen auf das Verkehrsverhalten sind Gegenstand zahlreicher Untersuchungen und Studien. Ein Auszug davon im Rahmen des CMC Wiki's strukturiert aufbereitet und verfügbar gemacht werden. Schwerpunktmßig wird auf folgende Fragen eingegangen werden:

  • Wie veränderte Corona zusammen mit der Digitalisierung die Mobilität der Zukunft?
  • Welche langfristigen Potentiale haben sich in der Krise für online-Services und virtuelle Mobilität gezeigt? Was wird langfristig bleiben?
  • Wie müssten sich Angebote verbessern, um die Möglichkeiten von Home-Office, Home-Schooling, Web-Konferenzen, e-Dienstleistungen zur Reduktion des Verkehrsbesser ausschöpfen zu können?


COVID-19 & Mobilitätsverhalten

Weltweit

  • Henley Passport Index
Durch die Covid-19-Pandemie wurde das weltweite Mobilitätsverhalten in den Grundfesten erschüttert. Neue Ergebnisse des Henley Passport Index zeigen, dass die Reisepassstärken durch das Virus stark gesunken sind. Japan ist nach wie vor führend, da man mit einem japanischen Reisepass theoretisch in 191 Länder einreisen darf. Die Realität sieht jedoch momentan anders aus. Seit der Gründung des Index 2006 kam es zu einer stetig wachsenden Reisefreiheit, die nun durch diverse Einreisebeschränkungen einen heftigen Dämpfer erfahren hat. Aufgrund der überwältigenden Anzahl an Menschen, die zeitweise in freiwilliger oder obligatorischer Isolation gelebt hat, stellen sich einige Fragen, welche Auswirkungen die Covid-19-Pandemie auf das zukünftige Mobilitätsverhalten haben wird. Die Daten des Index basieren auf Zahlen von der International Air Transport Association (IATA).
  • Studentische Mobilität
Das Erasmus Student Network (ESN) hat einen Bericht zu den Auswirkungen von Covid-19 auf die studentische Mobilität veröffentlicht. Darin wurden vom 19.-30. März 2020 knapp 22.000 internationale Studierende zu ihrem geplanten studienrelevanten Auslandsaufenthalt befragt. Ziel dieser Umfrage war es, eine Grundlage für Entscheidungen zu schaffen, die die momentanen Situationen der Studierenden betreffen.
Die Umfrage liefert unter anderem folgende Ergebnisse:
  • ca. 2/3 der Befragten setzen ihren Aufenthalt/ihre Mobilität wie geplant fort.
  • ca. 1/4 der Mobilitäten wurden abgebrochen/abgesagt.
  • ca. 50% der Studierenden, die weiterhin ihren Auslandsaufenthalt durchführen, ist zu Online- bzw. Distance-Learning übergegangen.
  • ca. 34% der Studierenden, die weiterhin ihren Auslandsaufenthalt durchführen, erfahren zumindest teilweise virtuelle Lehrangebote bzw. Verschiebungen von Lehrveranstaltungen.
  • ca. 38% der Befragten gaben an, dass sie Problemen zu kämpfen hatten. Meistens betrafen diese ausbleibende Reisemöglichkeiten in das Heimatland oder die Befriedigung der Grundbedürfnisse. So wurden Probleme mit den Unterkünften oder mangelhafte Versorgung mit Nahrungsmitteln und Hygieneartikeln bemängelt.
  • ca. 24% der italienischen und ca. 19% der asiatischen Studierenden erfuhren zudem Diskriminierung aufgrund ihrer Herkunft bzw. Nationalität.
  • ca. 75% der Studierenden, deren Mobilität abgebrochen/abgesagt wurde, erhielten Unterstützung von ihrer Heimatuniversität.
  • Apple Mobility Trends Reports
Apple stellt Regierungen und Gesundheitsbehörden, laut einer Pressemitteliung vom 14.04.2020, zusammengefasste Navigationsdaten von Apple Karten zur Verfügung, um Mobilitätstrends für Städte, Länder und Regionen zu erstellen. Diese Daten sollen wirkungsvolle Maßnahmen zur Eindämmung bzw. Abschwächung der Covid-19-Pandemie unterstützen.
Die Informationen werden generiert indem die Routing-Anfragen an Apples Kartendienst verschlüsselt gezählt werden. Dadurch werden Mobilitätstrends für größere Städte und ganze Länder erstellt.
Zudem hat Apple zusammen mit den Centers of Disease Control and Prevention (CDC) ein COVID-19 Screening Tool entwickelt.

Österreich

  • Befragungen
  • Von Ende März 2020 bis Anfang April 2020 wurden im Auftrag der Mobilitätsagentur Wien mittels einer Online-Umfrage rd. 800 Wienerinnen und Wiener zum zu-Fuß-gehen und Radfahren während der Corona-Maßnahmen befragt. Die Studie Radfahren und Zufußgehen in der Corona-Krise ist repräsentativ für die Wiener Bevölkerung.
  • In der Online-Umfrage des VCÖ Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf das Mobilitätsverhalten wurden Mitglieder sowie Unterstützerinnen und Unterstützer des VCÖ zwischen Mitte März und Mitte April 2020 zu Ihre Einschätzungen der Mobilität nach der Covid-19-Pandemie befragt.
  • Eine Befragung der TU-Wien zeigt auf, wie sich das Mobilitätsverhalten in der Alltagsmobilität aufgrund der Einschränkungen während der Covid-19-Pandemie auswirkte.
  • Pkw-Indivualverkehr
Laut der Asfinag Verkehrsstatistiken wurden im April 2020 auf der Brennerautobahn abschnittsweise um bis zu 80% weniger Autos gezählt als im Vorjahresmonat. Dies entspräche seit Jahresbeginn einer Reduzierung um zwei Millionen Fahrten. Seit einige Maßnahmen wiederum gelockert wurden, nähert sich der Auto-Verkehr mit großen stetigen Schritten dem alten hohen Normalniveau.
Da pandemiebedingte Restriktionen wie Abstandsregeln oder Maskenpflicht, das Fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln für viele Menschen verumständlicht haben, erfreut sich das Auto andererseits wieder zunehmender Beliebtheit. „Die Leute haben wieder die Bequemlichkeit des Autos entdeckt und sich daran gewöhnt“, meint auch Dr. Stephan Tischler zur aktuellen Thematik und befürchtet gleichzeitig, dass viele bisherige Anstrengungen der öffentlichen Verkehrsanbieter zu Nichte gemacht worden sind.
Landeshauptmannstellvertreterin Ingrid Felipe von den Grünen betont weiters das jederzeit mögliche Wiederinkrafttreten von Abfahrverboten und Dosierampeln, um Stau- und Ausweichverkehr zu verhindern. Dies würde dann nötig sein, wenn der Pkw-Urlauberverkehr nach den Grenzöffnungen so rasch ansteigt. wie es bereits im Sommer 2019 der Fall war. (Tiroler Tageszeitung, 15.06.2020, S.4)
  • Öffentlicher Verkehr
„Die Öffis haben einen großen Rückschlag erlitten“, ist sich VCÖ Pressesprecher Christian Gratzer im TT-Interview sicher. Während man vielerorts schon wieder zur alten Normalität zurückzukehren scheint, sind viele Busse und Züge nach wie vor leer. Zahlreiche Restriktionen, die im öffentlichen Verkehr ausgesprochen wurden, minderten dessen Attraktivität weiter.
Auch der Verkehrsverbund Tirol (VVT) verzeichnet Einbußen aufgrund der Covid-19 Pandemie. Demzufolge gab es im März 2020 196 und im April 2020 212 Jahresticketstornierungen zu beklagen. Stärker zu spüren sind noch die Semesterticketstornierungen von beispielweise StudentInnen, deren Lehrveranstaltungen großteils auf Fernlehre umgestellt wurden. 1300 Stornos solcher Tickets wurden im März 2020 gezählt.
Ab 15.06. richtet die ÖBB erstmals seit den Covid19-bedingten Grenzschließungen wieder tägliche Verbindungen nach Deutschland und Italien ein. (Tiroler Tageszeitung, 15.06.2020, S.4)
  • Fahrradverkehr
Allgemein ist seit dem In Kraft treten der Covid-19 Maßnahmen eine enorme Steigerung der Fahrrad-Beliebtheit in Österreich zu verzeichnen.
In einer VCÖ Presseaussendung vom 13.Mai 2020 ist ein regelrechter Boom des Fahrradverkehrs in Österreichs Hauptstadt zu beobachten. Über alle Zählstellen gemittelt, konnte ein Zuwachs von 20,2% an Radfahrern und Radfahrerinnen in Wien beobachtet werden.

Deutschland

  • Befragungen
  • Das deutsche DLR hat eine Umfrage zum Thema Wie verändert Corona unsere Mobilität? und die Ergebnisse auf einer Webseite ausführlicher zusammengefasst.
  • Die TU-Dresden führt in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Städte- und Gemeindebund (DStGB) eine Online Umfrage zum Thema Einfluss des Coronavirus auf das Mobilitätsverhalten durch. Dabei sollen einerseits Verhaltensänderungen bezüglich der Verkehrsmittelwahl in Krisenzeiten und andererseits Erkenntnisse zur generellen Verbesserung von Verkehrssystemen gewonnen werden.
  • Die TU-Dresden hat im Rahmen einer Befragung Informationen zum Einfluss von Corona auf die langfristige Veränderung unserer Mobilität gesammelt. Diese wurde am 20.03.2020 gestartet, wobei am 03.05.2020 ein erster Zwischenbericht nach 5.010 Auswertungen veröffentlicht wurde.
  • Eine ADAC Umfrage zeigt, dass Corona die Mobilität deutlich beeinflusst (hat). Erheblich weniger Menschen fahren zur Arbeit. ca. 1/4 der Befragten fühlen sich durch die Einschränkungen in der Mobilität belastet. Ebenso viele Menschen geben an, nicht mehr mit öffentlichen Verkehrsmittel zu fahren. 27% meinen, dass sie nach der Krise vermehr zu Fuß unterwegs sein werden.
  • Eine repräsentative Umfrage von HUK COBURG, zeigt, dass das Auto für die deutsche Bevölkerung das Verkehrsmittel der Wahl bleibt. 67% der Befragten gehen nicht davon aus, dass die Corona-Krise ihr Mobilitätsverhalten langfristig verändern wird. Öffentliche Verkehrsmittel werden genauso wie Sharing Angebote weniger genutzt. 25% gaben hingegen an, dass das Auto während der Pandemie sogar wichtiger für sie geworden ist.
  • Der Nordhessische Verkehrsverbund (NVV) und die Kasseler Verkehrsgesellschaft (KVG) starteten gemeinsam eine Online Befragung zum Thema Mobilität in Zeiten von Corona - Auswirkungen auf Nutzung von Bus und Bahn.
  • Google-Mobility-Report
Einem Google-Mobility-Report bezüglich der Corona-Epidemie in Deutschland (11.04.2020) zufolge, hat der Covid-19-Virus deutlichen Einfluss auf das Mobilitätsverhalten der Menschen in Deutschland. Die Daten wurden zwischen 03.01.2020 und 09.04.2020 erhoben und zeigen deutliche Rückgänge bei der Mobilität an Durchgangsbahnhöfen (-48%), im Einzelhandel und in der Freizeit (-56%) und am Arbeitsplatz (-29%). Während das Mobilitätsaufkommen in Lebensmittelgeschäften und Apotheken konstant blieb, konnte eine Steigerung der Mobilität am eigenen Wohnsitz (+10%) und in Parks (+35%) beobachtet werden.

Schweiz

  • MOBIS: COVID-19
Das Forschungsprojekt MOBIS: COVID-19 der Schweizer Universität ETH Zürich veröffentlich laufende Berichte, die die neuesten Ergebnisse der Studie zum Coronavirus-bedingten Mobilitätsverhalten in der Schweiz beinhalten. Darin werden Neuigkeiten, Risikowahrnehmungen, zurückgelegte Tagesdistanzen, etc. protokolliert, analysiert und zusammengefasst beschrieben.
Die durchaus ähnlichen soziokulturellen Voraussetzungen in der Schweiz lassen Schlüsse bezüglich entsprechend ähnlicher Erscheinungen in Österreich zu.

Weblinks

COVID-19 & Virtuelle Mobilität

POVIMOB

Im Projekt POVIMOB werden Produkte, Dienstleistungen und Technologien im Bereich virtueller Mobilität identifiziert, die gegenwärtig und zukünftig den potentiell größten Einfluss auf das physische Verkehrsaufkommen haben. Ziel ist die Quantifizierung des Potentials virtueller Mobilität in Österreich bei gleichzeitiger Identifizierung möglicher Barrieren und Rebound-Effekte, sowie die Ableitung von Maßnahmen und Handlungsempfehlungen zur bestmöglichen Verknüpfung virtueller und physischer Mobilität. In einem Zwischenbericht wurden im Mai 2020 erste Ergebnisse der durchgeführten Umfrage zusammengefasst und publiziert.
Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO): Home Office Potenzial (Studienbericht, pdf)

Beteiligungsprozesse in Zeiten von Corona

Das Berliner Institut für Partizipation hat in einer Umfrage mit rund 1700 AkteurInnen erhoben, wie es um Bürgerbeteiligung in Zeiten von Corona steht. Die Ergebnisse sind im Bericht Partizipation in Zeiten von COVID-19 zusammengefasst und können kostenlos unter dem angegebenen Link heruntergeladen werden.

COVID-19 & Mobilitätsangebote

Temporäre Radwege ("Pop-Up-Radweg")

Um dem steigenden Radverkehr insbesondere in den städtischen Ballungsräumen mehr Platz zu verschaffen setzen einige Städte auf kurzfristig und meist nur für eine zeitlich beschränkte Dauer eingerichtete Radwege - oft auch als Pop-Up-Radwege oder Corona-Radweg bezeichnet. Von der Berliner Senatsverwaltung für für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz wurde eigens Regelpläne zur temporären Einrichtung und Erweiterung von Radverkehrsanlagen online zur Verfügung gestellt.

COVID-19 & Einstellungen, Wahrnehmungen

Home Office

Basierend auf einer Umfrage von karriere.at können sich 93 Prozent der Österreicher gut vorstellen, auch nach der Krise zumindest an einzelnen Tagen in der Woche zu Hause zu arbeiten. Der größte Teil der 600 Befragten – konkret 72 Prozent - will nicht täglich im Heimbüro arbeiten. [2]

Digitale Kluft

Das Capgemini Research Institute hat in einer Studie die digitale Kluft in der Bevölkerung zu Zeiten der COVID-19 Pandemie offengelegt und die persönlichen Wahrnehmungen der Befragten evaluiert. Diese Kognitive Barriere stellt eine gesellschaftliche Ungleichheit dar, die in weiterer Folge das Mobilitätsverhalten von bestimmten Personengruppen beeinflusst.

COVID-19 & Tourismus

Das österreichische Institut für Wirtschaftsforschung hat in einem Studienbericht eine erste Abschätzung der Nächtigungsverluste im Jahr 2020 abgegeben. Darin finden sich Szenarien, die eine Abschätzung der Dimension der zu erwartenden Nächtigungsverluste erlauben. Eine detailliertere Prognose sei angesichts der aktuellen Unsicherheiten nicht möglich.

COVID-19 & Klimawandel

Das österreichische Institut für Wirtschaftsforschung hat in einem Studienbericht eine erste Einschätzung bezüglich COVID-19, dem Klimawandel und Konjunkturpaketen abgegeben. Hier werden klimapolitische Handlungsoptionen während und nach der COVID-19 Pandemie dargestellt.

COVID-19 & Folgen

Einfluss auf zukünftige Mobilitätslösungen

Das McKinsey Center for Future Mobility hat eine Analyse veröffentlicht, die auf 3 beispielhafte Szenarien eingeht, wie die COVID-19 Pandemie zukünftige Mobilitätslösungen beeinflusst. Dabei werden die gesamtwirtschaftliche Lage, staatliche Regulierungen, neue Technologien und das sich verändernde Kundenverhalten betrachtet. Laut dieser Analyse wird der Radverkehr zu Lasten des ÖPNV zunehmen und die Pendelmobilität zukünftig an Bedeutung verlieren. Das McKinsey Institut hat ebenfalls Untersuchungen zur Mobilität in China nach der Corona-Krise angestellt.

  • Gesamtwirtschaftliche Lage
Der Welthandel nach dem Corona-Virus ist offensichtlich nur bedingt und sehr schwierig vorherzusagen, wird aber laut Prof. Gabriel Feldmayr eine massive Reduktion erfahren. Diese könnte laut aktuellen Studien bis zu einem Drittel betragen. Grund dafür sind Folgeerscheinungen von unterbrochenen Lieferketten, Produktionsausfällen, Werksschließungen, etc. Gleichzeitig ist aufgrund der momentan angespannten wirtschaftlichen Lage eine Reduktion der Nachfrage von langlebigen Gütern festzustellen. Der Kauf von Waren, die eine höhere Investition verlangen (wie z.B. Autos), wird daher wenn möglich erstmal aufgeschoben.
Laut der McKinsey Analyse dürfte der Markt für Pkw in diesem Jahr um bis zu 25% einbrechen. In Europa konnten im April rückgängige Verkaufszahlen von bis zu 95% beobachtet werden. Auch der ÖPNV, Ridehailing-Dienste und Anbieter von E-Scootern beklagen ausbleibende Kunden.
Die NewNormal Szenario-Analyse von der Unternehmensberatung Roland Berger sieht voraus, dass einige Automobilhersteller ihre globale Dominanz und Präsenz nach der Corona-Krise nicht mehr im gleichen Ausmaß ausstrahlen werden. Vielmehr wird hier eine Fokussierung auf die Kernmärkte erwartet. Dabei wird auf regionale Lieferketten gesetzt und es wird vermehrt zu Übernahmen bzw. Kooperationen unter Wettbewerbern kommen. Diesen Trend zur Deglobalisiserung unterstreicht auch Prof. Monika Wohlmann.
Eine weitere gesamtwirtschaftlich relevante Entwicklung ist die COVID-19-bedingte Ausbremsung von Start-ups der Mobilitätsbranche. Investitionen nehmen ab und die fehlende Nachfrage macht das Geschäft nicht leichter.
  • Regulierungen
Weiters ist laut der McKinsey Analyse davon auszugehen, dass sich die Rolle des Staates in vielerlei Hinsicht verändern wird. Momentan seien durchaus unterschiedliche Reaktionen zu beobachten. Während mancher Orts Umweltvorgaben aufgehoben bzw. gelockert wurden, um so kurzfristig der Wirtschaft unter die Arme zu greifen, können anderswo umweltfreundliche Förderungen gesehen werden.
Weltweit konnte durch diverse Einschränkungen eine vorübergehende Reduktion der CO2-Emissionen beobachtet werden. Dabei konnte im Vergleich zu 2019 eine ca. 17 prozentige Abnahme gemessen werden. Dass diese Rückgänge jedoch nur temporär anhalten werden, ist jedoch ebenfalls so gut wie sicher. Ebenso steigt der Kohlenstoffdioxid-Gehalt der Atmosphäre weiter an. Durch die lange Verweildauer des Gases und diverse komplexe Speichervorgänge in Landregionen und Ozeanen konnte im April 2020 eine ca. 3ppm Steigerung des CO2-Gehalts in der Atmosphäre gemessen werden.
Auch die Thematik der Elektro-Autos wird trotz oder gerade wegen der COVID-19-Situation weiterhin kontrovers diskutiert. Während China die Förderungen für E-Autos weiter verlängert, um sich nach wie vor die Vorreiterrolle auf diesem Gebiet zu sichern, wird auch in Deutschland über Kaufanreize beraten. Inwiefern das Auto die Straßen in den Städten nach der Pandemie wieder zurückerobern wird, bleibt abzuwarten. Zahlreiche vorübergehend realisierte fußgänger- und radfahrerfreundliche Projekte dürften evtl. beibehalten werden.
  • Technologien
Zukunftsweisende Technologien und Mobilitätsangebote, wie das Automatisierte Fahren oder verschiedene Sharing-Angebote dürften durch die Covid-19-Pandemie eine Dämpfung, jedoch keinesfalls eine langfristige Beeinträchtigung davongetragen haben. Laut den Einschätzungen des McKinsey-Institutes werden besonders diese Technologien langfristig zu den Gewinnern zählen.
Auch die E-Mobilität scheint weiter stabil zu bleiben. Die Verkaufszahlen von E-Autos blieben im März und April 2020 in Europa und China relativ konstant. Einzig in den USA, wo durch die geringere Besteuerung von Benzin eine zusätzliche Attraktivierung von Autos mit Verbrennungsmotor vermutet werden kann, brachen die Verkaufszahlen von Elektro-Autos ein.
  • Kundenverhalten
Weiters sind der McKinsey-Analyse Einschätzungen zum Verhalten von Kunden/Kundinnen und deren entsprechend durch die Covid-19-Pandemie veränderten Bedürfnissen zu entnehmen. So wird der Aspekt der Infektionsgefahr bei der Verkehrsmittelwahl berücksichtigt. Einige Menschen werden Verkehrsträger zukünftig so auswählen, um das Ansteckungsrisiko möglichst gering zu halten.
Im Zuge des Forschungsprojekts Coronamobility der TU Dresden untersuchen Forscher den Einfluss der Pandemie auf das Mobilitätsverhalten der Menschen.

Luftfahrt

Eine schwer von der COVID-19 Pandemie getroffene Branche ist die Luftfahrt-Branche. Insbesondere Airlines müssen herbe finanzielle Rückschläge und Passagiereinbußen vermelden. Das McKinsey Institut hat dazu erste Einschätzungen veröffentlicht. Darin wird unter anderem auf die nötigen staatlichen Hilfen bzw. diverse Vergünstigungen für die Betreiber von Passagierairlines eingegangen. Auch in Österreich und Deutschland werden Deals mit führenden Fluggesellschaften abgewickelt.

Investitionsmigration

Eine mögliche Folgeerscheinung der weltweiten Covid-19-Pandemie könnte ein, von FutureMap CEO Dr. Prahag Khanna prognostiziertes, Überdenken der individuellen Mobilitätsoptionen sein. Durch die branchenübergreifende Wirkung des Virus, wird es zur Verschiebungen innerhalb der menschlichen Geographie kommen. Dies hieße konkret, dass es verstärkt zu Wohnortsänderungen von ärmlicheren zu reicheren Regionen kommen könnte. Ausschlaggebende Faktoren für die Wahl des neuen Wohnorts wären dann beispielsweise ein gutes Gesundheitssystem. Durch die momentan boomende Investitionsmigration könnten solche Vorhaben ermöglicht werden.

Weblinks

  • PoviMob Potentiale virtueller Mobilität, Rahmen & Maßnahmen für eine bestmögliche Verknüpfung virtueller & physischer Mobilität

Referenzen

  1. Tischler, Stephan (2020): Osterhase statt Osterstau auf Autobahnen, APA Science (6.4.2020), Online verfügbar
  2. karriere.at: Homeoffice nach der Krise: 93 Prozent der Österreicher dafür (Presseaussendung, 14.5.2020)